Max Holzinger


Biographie

 

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LEUTNANT MAX HOLZIGER (→BILDNACHWEIS)

Max Holzinger wurde am 4. November 1892 als Sohn des Fürther Großkaufmanns Sigmund Holzinger (1862 – 1929) und seiner Frau Gisela, geb. Selz (1870 – 1923), in Fürth geboren. Sein Vater war Mitinhaber der seit 1835 bestehenden Tuch- und Schnittwaren-Handlung J.H. Holzinger am Fürther Bahnhofplatz 11. Nach seiner Schulzeit machte Max Holzinger im elterlichen Geschäft eine Ausbildung zum Kaufmann, bevor er von 1912 bis 1913 seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger bei der 3. bayerischen Train-Abteilung in Fürth ableistete. Anschließend reiste auch Max Holzinger, wie es in der Schicht des jüdischen Bürgertums häufig üblich war, ins Ausland, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern. In London arbeitete er bei der bekannten General-Electric-Company. Mit der Mobilmachung und dem Beginn des Ersten Weltkriegs blieb Max Holzinger nicht wie viele andere deutschsprachige Bürger in Großbritannien, um sich internieren zu lassen. Da die Überfahrt mit einem Passagierschiff jedoch bereits verboten war, musste er durch eine List auf einen Kohlendampfer flüchten, um so rechtzeitig nach Deutschland zurückkehren zu können.

Am 9. August 1914 wurde er als Unteroffizier zum Ersatz der 3. bayerischen Train-Abteilung in Fürth eingezogen. Zum Vizewachtmeister befördert setzte man Max Holzinger dort zunächst als Zugführer bei der Ausbildung neuer Rekruten und Kriegsfreiwilliger wie ROBERT LÖWENSOHN ein. 8 Monate später, am 25. Mai 1915, versetzte man ihn zur 6. bayerischen Tragtierkolonne, mit der an zunächst an Kämpfen in Tirol und ab dem 25. November 1915 in Serbien teilnahm. Anfang 1916 wurde er verwundet. Nach zweimonatigen Lazarettaufenthalt versetzte man ihn zur Genesung erneut nach Fürth, zur 1. Ersatz-Kompanie der 3. bayerischen Train-Abteilung, bei der er sich freiwillig zur Fliegertruppe meldete. Am 1. September 1916 begann er bei 1. bayerischen Flieder-Ersatz-Abteilung in Schleißheim seine Ausbildung zum Beobachtungsflieger. In einem Brief an seine Eltern warb er um Verständnis für seinen Wunsch Flieger zu werden und bat sie ihn trotz der erhöhten Lebensgefahr nicht umstimmen zu wollen:

Liebe Eltern! Mit herzlichsten Dank für Eure jüngsten Zeilen, teile ich Euch heute mit, daß ich ab 1. September zu den Fliegern nach … kommandiert bin. Eltern können derartige Schritte ihrer Kinder nicht billigen, aber versucht, meine Gründe, die mich vernalaßt haben, zu verstehen. Nicht Ehrsucht hat mich bestimmt, zu dieser Waffe zu eilen. Ich will mehr leisten in diesem furchtbaren Völkergemetzel als meine Pflicht und Schuldigkeit. Meine kräftige Körperkonstitution hat in mir den Glauben und das Vertrauen erweckt, daß ich bei den Fliegern meinen Platz voll und ganz ausfüllen werde. Blühende Gatten, bärtige Väter sind hinausgezogen in den Kampf; sollte ich, ein junger, kräftiger Mann, zurückstehen! Ihr werdet sagen ich sei gefühllos. Nein, nein und nochmals nein. Schreibt mir bitte keine Briefe – sie mögen noch so stark von glühender Liebe getragen sein – die mich weich machen. Ich brauche nun viel mehr Kraft und Sicherheit, als das tägliche Brot. Es ist gleich, wo man steht in diesem riesigen Kampfe; ich sah es auf verschiedenen Kampfschauplätzen. Hauptsache ist – Pflicht und Schuldigkeit – dann ist alles recht! Lebt wohl! Mit herzinnigen Grüßen in Liebe Euer treuer Max. ¹

Im Februar 1917 kam er zur FA A 290 b, am 21. August 1917 zur FA A 261.  Max Holzinger flog  zu einem Einsatz in die Champagne um von April bis Mai 1917 bei der Doppelschlacht an der Aisne zu kämpfen. Dafür erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse und im Juli 1917 den Militärverdienstorden 4. Klasse. Sein Flugzeugführer war Otto Oelsner.

 

 

Max Holzinger stirbt bei einem Zusammenstoß seines Flugzeuges mit einem anderen Doppeldecker in 3.600 Metern Höhe. Seine Kameraden schrieben zwei Tage nach seinem Absturz, dass sein Flieger bei dem Zusammenstoß mit einem anderen Doppeldecker in „1.000 Stücke zerborsten war“² Die Leiche Max Holzingers wurde geborgen und anschließend auf Wunsch seiner Familie nach Fürth überführt und dort auf dem NEUEN JÜDISCHEN FRIEDHOF beigesetzt. Bei seiner Grabrede sagte Leutnant Meyer:

Trauernd stehen wir an der Bahre unseres lieben Kameraden Max Holzinger. Nie haben wir einen prächtigeren Menschen verloren, einen Flieger, dessen Tüchtigkeit und Schneid allgemein anerkannt wurden, einen Kameraden, geschätzt und geachtet von jedem, der ihn näher kennen lernte. Nicht der Feind, dem er auf seinen Flügen so oft und kühn ins Auge blickte, hat ihn besiegt, sondern ein jäher und tückischer Zufall hat ihn seiner, ihm so lieb gewordenen Waffe entrissen, die seinen Tod aufrichtig bedauert und betrauert. So lege ich nun im Namen der Offiziere und Flugzeugführer der Flieger-Ersatzabteilung Fürth diesen Kranz an Deiner Bahre nieder als letzten Ehrengruß; schlafe wohl, Kamerad, ruhe sanft, Du hast Deine Pflicht bis zum letzten Atemzug erfüllt [und] starbst als Held.³

Die Biographie Max Holzingers soll außerdem dem in Fürth geborenen Schriftsteller Bernhard Kellermann für seinen späteren Antikriegsroman „Der 9. November“ als Vorlage gedient haben.

 

 


 

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