Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage – Fürther Nagelsäule

Pavillon Konrad-Adenauer-Anlage heute
DR.-KONRAD-ADENAUER-ANLAGE HEUTE
War ich wirklich kein Patriot?“ fragt sich Kurt Kellermann in seinen Gedanken zum Gedenken und Bedenken im Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Shoah: „Ich sehe meinen Vater im Familienalbum als deutschen Soldat, welcher im Ersten Weltkrieg im Militär diente. Ich lieferte das einzige im Besitze meines Vaters gewesene goldene Zwanzigmarkstück in der Schule ab. Ich kaufte von meinem Taschengeld einige Nägel, um damit einen in Fürth errichteten Obelisken mit der Rieseninschrift „Viel Feind, viel Ehr“ zu benageln.
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Der Obelisk, von dem Kurt Kellermann hier spricht, ist die Fürther Nagelsäule. Sie ist wohl ein weiteres bezeichnendes Beispiel für das vielfältige jüdische Stiftungswesen während des Ersten Weltkriegs in Fürth. Nachdem 1915 das erste Kriegswahrzeichen in Wien errichtet worden war, folgten viele andere österreichische und deutsche Städte auch dem Vorbild Wiens, gegen eine Spende einen Nagel in eine zuvor aufgestellte Holzfigur zu schlagen. Mit dem dadurch eingenommenen Geld wurden Kriegsopfer, Hinterbliebene und Verwundete unterstützt.
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Einem Dekret des bayerischen Innenministeriums 1915 entsprechend, „in Stadt und Land Wahrzeichen unserer Zeit herzustellen, in der jeder mit einer freiwiligen Spende einen Nagel einschalgen darf“, wurde auch in Fürth unter dem Vorsitz von Fürths 1. Bürgermeister Dr. Wild ein elfköpfiger “Ausschuss für die Errichtung eines Kriegswahrzeichens” gebildet, der sich aus wichtigen Persöhnlichkeiten der Stadt Fürth zusammensetzte:

„Kgl. Justizrat Dorsch, I. Vorsitzender des Gemeindekollegiums. Magistratsrat Egerer. Feldwebelleutnant Endres, Landtagsabgeordneter und II. Vorstand des Gemeindekollegiums. Kgl. Kommerzienrat Mailaender. Kgl. Hofrat Dr. Maner, Gemeindebevollmächtigter; Fabrikbesitzer Morgenstern, Gemeindebevollmächtigter. Magistratsrat Roßteuscher. Hauptmann ROSENFELDER, Kgl. Kommerzienrat. Kgl. Studienrat Weiß. Stadtbaurat Zizler. Magistratsrat Zorn.“

Teil eines erweiterten Komitees waren außerdem auch Kommerzienrat THEODOR LÖWENSOHN, DR. JAKOB FRANK, Dr. David Mannheimer, Schwiegersohn GUSTAV LÖWENSOHNS, sowie der Fürther Rabbiner DR. JAKOB IMMANUEL NEUBÜRGER.

Postkarte Nagelsäule 1916
POSTKARTE MIT DEM MOTIV DER FÜRTHER NAGELSÄULE 1916 (→BILDNACHWEIS)

Man plante in der Englischen Anlage, der heutigen Konrad-Adenauer-Anlage, eine Nagelsäule mit der Reiterstatue eines germanischen Kriegers und den Wappen Fürths, Bayerns und des Deutschen Reiches, sowie Symbolen des Krieges, wie das Eiserne Kreuz, aufzustellen. Entworfen wurde die Fürther Nagelsäule von Stadtbaurat Josef Zizler, ausgeführt vom Fürther Bildhauer Josef Mitterer und gestiftet von dem jüdischen Fabrikbesitzer Karl Ullmann, der 3.000 Mark für diesen Zweck spendete. Am 9. Juli 1916 wurde das Kriegswahrzeichen feierlich eröffnet. Es bot Platz für 60.000 Nägel, man unterschied dabei jedoch zwischen verschiedenen Nägeln:

Ein goldener Nagel kostete 20 Mark, ein silberner 10 Mark und ein eiserner 1 Mark. Erwerben konnte man sie bei den Zahlstellen der städtischen Kriegsfürsorge, der Stadthalle, den Bankgeschäften, den Geschäftsstellen der Zeitungen sowie im Vorzimmer des 1. Bürgermeisters Dr. Wild im Rathaus. Nach dem Ende der Nagelung am 19. Juli hatte man eine Summe von 55.709 Mark und 80 Pfennig eingenommen. Der größte Teil der Einnahmen (39.513,14 Mark) gingen an die Nationalstiftung.

 

Nagelsäule Einweihung 1916
ENTHÜLLUNG DER FÜRTHER NAGELSÄULE AM 9. JULI 1916 (→BILDNACHWEIS)

 

Notgeldschein 1923
DIE FÜRTHER NAGELSÄULE ALS MOTIV AUF EINEM NOTGELDSCHEIN VON 1923 (→BILDNACHWEIS)

 

Notgeldschein Nagelsäule 1923
DIE FÜRTHER NAGELSÄULE ALS MOTIV AUF EINEM NOTGELDSCHEIN VON 1923 (→BILDNACHWEIS)

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